Die Instandhaltung bei Bahnunternehmen mit Kennzahlen steuern
Möglichkeiten und Voraussetzungen eines Kennzahlensystems
Instandhaltung spielt eine entscheidende Rolle für Bahnunternehmen, um einen sicheren, zuverlässigen und effizienten Betrieb aufrechtzuerhalten. Ein wichtiger Ansatz für die Optimierung der Bahninstandhaltung ist die Verwendung von Kennzahlen, um den Zustand von Anlagen zu überwachen und den Wartungsbedarf vorherzusagen. Die folgenden Ausführungen befassen sich mit den Möglichkeiten eines Kennzahlensystems für die Steuerung der Instandhaltung in Nahverkehrsunternehmen. Sie berücksichtigen zudem die Darlegungen zu Kapitel 8 Instandhaltungscontrolling im Main-Cert-Handbuch.
Leistungskennzahlen in der Bahninstandhaltung
Kennzahlen sind in Zahlen verdichtete Informationen über wirtschaftliche, technische oder organisatorische Zustände. Mit den Leistungskennzahlen in der Bahninstandhaltung soll ein Abgleich zwischen Strategievorgaben und Zielerreichung ermöglicht werden, um kontinuierlich betriebliche Verbesserungen zu erreichen. Sie dienen dazu,
- das Betriebsgeschehens in rationaler und objektiver Form abzubilden,
- Abweichungen sowie deren Ursache und Wirkung zu erkennen,
- korrigierende Maßnahmen auszulösen und
- den Grad der Zielerreichung wiederzugeben.
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Jetzt Softwaredemo buchenDas dazugehörige Kennzahlensystem ermöglicht der Unternehmensorganisation:
- die Messung des Ist-Zustands,
- den Vergleich interner und externe Benchmarks,
- eine Diagnose und Analyse der Stärken und Schwächen,
- das Festlegen der Ziele und der zugehörigen Soll-Termine,
- die Planung von Verbesserungsmaßnahmen und
- eine kontinuierliche Messung der Veränderungen über einen vorgegebenen Zeitraum.
Arten und Auswahl von Kennzahlen
Die Art der zu nutzenden Kennzahlen ist entsprechend der Unternehmensebene und der Kennzahlengruppe (wirtschaftlich, technisch, organisatorisch) zu wählen. Für die Auswahl der müssen zunächst die Ziele definiert und Leistungsparameter, die zur Messung benötigt werden, festgelegt werden. Anschließend müssen im nächsten Schritt diejenigen Kennzahlen gefunden werden, mit denen die definierten Parameter gemessen werden können. Die Auswahl der Kennzahlen sollte vor allem unter Beachtung der Unternehmensziele, der Verfügbarkeit der Daten und des Einsparungspotenzials erfolgen.
Wichtige Kennzahlen für die Bahninstandhaltung
Eine Auswahl von 8 Kennzahlen, die häufig in IT-Projekten durch den Auftraggeber gefordert werden und auch im EU-Projekt Main-Cert Beachtung fanden, ist in der nachfolgenden Tabelle dargestellt:
Ebene Kennzahlenart |
Ebene 1 - Unternehmensleitung |
Ebene 2 - Abteilungsleitung |
Ebene 3 - Teamleitung/Fachingenieure |
Wirtschaftliche Kennzahlen | E1 IH-Kostenrate |
E4 IH-Intensität E10 Fremdleistungsant. |
E15 Korrekturrate E16 Vorbeugerate |
Technische Kennzahlen | T2 Verfügbarkeit |
T21 MTTR |
|
Organisatorische Kennzahlen | O1 Personalanteil |
Tabelle 1: Ausgewählte Kennzahlen in der Bahninstandhaltung im Überblick
Die Instandhaltungskostenrate wird häufig genutzt, um bei Veränderungen der Instandhaltungsobjekte (Zu- und Abgang) die Instandhaltungskosten zu überprüfen bzw. bei neuen Objekten diese zu planen. Sie ist je nach Technologie des Prozesses, der Komplexität der Anlagen und der Kritikalität der Komponenten unterschiedlich und liegt zwischen 1 % bei Gebäuden und 15 % bei Güterfahrzeugen.
Die Instandhaltungsintensität dient dem Vergleich des Aufwandes zur Instandhaltung von Anlagen bzw. deren Komponenten unterschiedlicher Bauart bzw. Hersteller. Hier sollte jedoch das Alter der technischen Ausrüstungen sowie die Belastung berücksichtigt werden.
Der Fremdleistungsanteil wird häufig zur Beurteilung der Aufgabenteilung zwischen internen und externen Leistungen genutzt.
Die Korrekturrate wird häufig zur Beurteilung des Auftragsanteils zur Instandsetzung, die Vorbeugerate zur Beurteilung des Auftragsanteils zur präventiven (vorbeugenden) Instandhaltung, d. h. Wartung und Inspektion genutzt.
Die Verfügbarkeitskennzahl in Bezug auf die Instandhaltung ist eine der Leitgrößen in der Logistik – siehe hierzu auch Definition gemäß DIN EN 13306, 4.2 und Definition gemäß DIN EN 13306, 4.2: Verfügbarkeit ist die Fähigkeit einer Einheit, zu einem gegebenen Zeitpunkt oder während eines gegebenen Zeitintervalls in einem Zustand, dass sie eine geforderte Funktion unter gegebenen Bedingungen unter der Annahme erfüllen kann, dass die erforderlichen äußeren Hilfsmittel bereitgestellt sind.Die Verfügbarkeitskennzahl in Bezug auf die Instandhaltung ist eine der Leitgrößen in der Logistik – siehe hierzu auch Definition gemäß DIN EN 13306, 4.2 und Definition gemäß DIN EN 13306, 4.2: Verfügbarkeit ist die Fähigkeit einer Einheit, zu einem gegebenen Zeitpunkt oder während eines gegebenen Zeitintervalls in einem Zustand, dass sie eine geforderte Funktion unter gegebenen Bedingungen unter der Annahme erfüllen kann, dass die erforderlichen äußeren Hilfsmittel bereitgestellt sind.
Die durchschnittliche Wiederherstellungszeit (auch Mean Time To Recover bzw. auch Mean Time To Repair genannt, abgekürzt jeweils MTTR) wird als die mittlere Reparaturzeit nach einem Ausfall eines Assets definiert und dient der Zeitplanung für erforderliche Instandsetzungen.
Der Personalanteil wird häufig für branchenspezifische Vergleiche von Standorten und Unternehmen benutzt.
Ermittlung und Reporting der Kennzahlen im IT-System
Die in Tabelle 1 genannten Kennzahlen werden wie folgt ermittelt:
Kennzahl |
Bezeichnung |
Berechnung |
E1 |
IH-Kostenrate |
Verhältnis der Gesamtkosten Instandhaltung zum Wiederbeschaffungswert (WBW) der Instandhaltungsobjekte in Prozent |
E4 |
IH-Intensität |
Verhältnis der Gesamtkosten Instandhaltung zu den Kosten der Produktion(-sumsetzung bzw. Dienstleistung) in Prozent |
E14 |
Fremdleistungsanteil |
Verhältnis der Gesamtkosten fremder Dienstleistungsunternehmen zu den Gesamtkosten Instandhaltung in Prozent |
E15 |
Korrekturrate |
Verhältnis der Kosten für die korrektive Instandhaltung (Instandsetzung) zu den Gesamtkosten Instandhaltung in Prozent |
E16 |
Vorbeugerate |
Verhältnis der Kosten für die präventive Instandhaltung zu den Gesamtkosten Instandhaltung in Prozent |
T2 |
Verfügbarkeit |
Verhältnis der Gesamt-Betriebszeit zur Summe aus der Gesamt-Betriebszeit und der durch Instandhaltungsarbeiten bedingten nicht funktionsfähigen Zeit in Prozent |
T21 |
MTTR |
Verhältnis der gesamten Wiederherstellungszeit zur Anzahl der Ausfälle in Prozent |
O1 |
Personalanteil |
Verhältnis der Anzahl des internen Instandhaltungspersonals zur Gesamtzahl der (internen) Mitarbeiter in Prozent |
Tabelle 2: Ermittlung ausgewählter Kennzahlen in der Bahninstandhaltung
Reporting mit einem passenden Asset Management System
Mit dem Asset Management System zedas®asset und dem systemintegrierten Reporting kann die Bereitstellung der Kennzahlen sowohl auf Anforderung durch den Nutzer in Form eines Ausdruckes als auch periodisch in Form einer PDF-Datei im System erfolgen. Dabei sind unternehmensspezifische Berechtigungen, aber auch Darstellungsformen möglich.
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Spezifische Aspekte eines Kennzahlensystems im Bahnverkehr
Die Instandhaltungskostenrate ist hier wie bei allen anderen Investitionsgütern nicht nur vom Alter, sondern auch von der Belastung abhängig. Hier empfiehlt sich eine Berücksichtigung der Anlageklasse A bis D gemäß. Ebenso ist es machbar, die Kosten nicht auf den Wiederbeschaffungswert zu beziehen, sondern auf die Transportleistung (in tkm).
Die Instandhaltungsintensität ist eine Beurteilungshilfe dafür, welche Ausrüstungen bei Erneuerungen oder Erweiterungen eingesetzt werden, z. B. Weichen, Schienen usw.
Der Fremdleistungsanteil ist im Bahnverkehr oft sehr hoch, da insbesondere kommunale Unternehmen im Nahverkehr kaum eine für alle Einrichtungen ausgerichtete Instandhaltungskapazität aufbauen können.
Wesentlich erscheint im Bahnsektor die Korrekturrate, denn korrektive Instandhaltung bedeutet häufig eine Betriebseinschränkung oder -unterbrechung. Hier gilt es, insbesondere, die Instandhaltungsplanung mit einer IT-Unterstützung zu ertüchtigen, um unter Beachtung der Zustandsbewertung vor der Funktionseinschränkung oder gar dem Ausfall Maßnahmen einzuleiten und im Hinblick auf drohende Betriebseinschränkungen zu bündeln.
Gute Verfügbarkeitskennzahlen sind das „Aushängeschild“ eines jeden Logistikdienstleisters und demzufolge eine der Leitgrößen. Ihre Ermittlung sollte auf belastbaren Zahlen aufbauen.
Kennwerte wie MTTR, aber auch MTBF (Mean Time between Failure, d. h. mittlere Zeit zwischen zwei Ausfällen) verlangen eine statistische Basis, d. h. eine gewisse Anzahl vergleichbarer Objekte. Somit ist ihre Ermittlung meistens nur für größere Verkehrsnetze oder durch spezialisierte Dienstleistungsunternehmen gegeben.
Der Originalbeitrag erschien im Fachmagazin DER NAHVERKEHR, Ausgabe 9/2014